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Kiekinpott zu Zerbst


In der zeit der Zerbster Ratschronik steht geschrieben, dass die Zerbster durch ihren Übermut manchesmal ihren Fürsten viel zu schaffen machten.

Als sie die Stadtmauer errichteten bauten sie einen viereckigen Turm, gerade an die Stelle, wo die fürstliche küche lag, um in die Töpfe von oben zu gucken.

Der Fürst und das Küchenpersonal wurden darüber ergrimmt. Die Köche und Küchenmädchen schlugen darüber Alarm und rückten wutentbrannt und bewaffnet mit Bratspießen, großen Löffeln, Feuerzangen und anderen Waffen, die sieben Küchenmädchen an der Spitze im Sturme nach dem Turm.

Darob sank denen, die im Turme saßen bald der Mut beim erblicken der wütenden Horde und verhandelten um Frieden.

Die Zerbster mussten dann ein Dach auf den Turm aufsetzen und durften ihn nicht höher bauen. Im Schloß und in der Küche war man dann zufrieden gestellt.

Seit dieser zeit heißt der Turm "Kiekinpott"

(überliefert)


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Kiekinpott 1995

Der Zerbster „Kiekinpott“

Wie so oft in der Geschichte der Stadt Zerbst waren die Jahre des Mittelalters von 1392 bis 1396 eine sehr unruhige Zeit. Einerseits gab es große Bemühungen durch den Rat der Stadt die Wehrhaftigkeit durch Bauten zu erhöhen. Andererseits gab es dazu immer Protest vom Fürstenhaus Anhalt-Zerbst, denn die Schlossanlagen lagen außerhalb der Stadtbefestigung.
Im Bereich zwischen dem Akenschen Tore, eines der fünf Stadttore, und dem fürstlichen Schloss, sollte die Stadtmauer verstärkt werden. Gleichzeitig musste auch ein neuer Wehrturm errichtet werden.
Ab dem Jahre 1370 begannen bereits die baulichen Planungen zur Errichtung eines starken Wehrturmes am Knick der Mauer, wo die stark wasserführende Werdernuthe im Außenbereich vorbei führt.
Gleichzeitig konnte man an dieser Stelle, wenn ein Turm nur hoch genug wäre, in die fürstlichen Schlossanlagen einsehen. War es eine Schlitzohrigkeit der Bürger von Zerbst?
Der Turm war also kurz vor der Fertigstellung. Der Fürst Siegmund entfachte einen gewaltigen Streit um den Standort des Turmes, welcher nun von den Zerbstern „Kiekindeköken“ getauft wurde.
Der Fürst fühlte sich durch den Bau des Wehrturmes „zu Hohn und seiner Herrschaft zum Verdruss gebaut!“ Der Einspruch lautete, der Turm müsse heruntergebrochen werden! Oder aber, auch damals brauchte man immer viel Geld, die Stadt sollte einen Schadensersatz leisten.
Es kam zum Rechtsstreit, die Stadt verlor diesen und musste an den Fürsten 900 Mark in Silber zahlen. Heute noch wird dieser Wehrturm in abgewandelter Form der „Kiekinpott“ genannt. Diese stattgefundene Handlung ist in der „Zerbster Ratschronik“ aus dieser Zeit belegt.
Im Turm selbst kann man heute noch in einer der oberen Etagen einen Wohnbereich mit Fenstern und einem Kamin besichtigen. Auch eine nach außen durchbrochene Anlage mit Kragsteinen ist vorhanden. Wurde dieser Außenerker als Ausguck oder als „Abtritt“, also als Toilette benutzt? Es sollten immer 2 Mann Wache halten. Auf jeden Fall kann man schlecht eine hohe Wehr- und Feuerkraft erkennen. Die Zerbster Bürger hatten wohl doch ein wenig den Fürsten kontrollieren wollen.
Aber nicht nur in Zerbst gibt es einen „Kiekinpott“, auch in Magdeburg begegnet uns einer in der Nähe des Domes. Hier heißt er „Kiek in de Köken“, auf hochdeutsch: Guck in die Küche!
Im Gegensatz zu unserem Zerbster Turm, der keine großen Öffnungen für eine Bewaffnung erkennen lässt, hat der Magdeburger Turm viele der Öffnungen für eine starke Bewaffnung. Er wurde vom Erzbischof Borchard erbaut. Auch hieß er in der langen Zeit seines Bestehens einmal „Kiekindeelve“, also guck in die Elbe.
Man sollte es nicht für möglich halten, aber in Estlands Hauptstadt Tallin gibt es noch einen „Kiek in de Kök“. Und dieser Ausdruck in echtem Niederdeutsch. Er war einst der mächtigste Kanonenturm im weit von uns entferntem Baltikum.
Unser Zerbster „Kiekinpott“ hat also zwei zurzeit bekannte Geschwister.
Jährlich wird dieses mittelalterliche Kleinod zum „Tag des offenen Denkmals“ für Besucher und Interessierte durch den Zerbster Heimatverein e. V. geöffnet sein und mit Führungen betreut.


Der Streit des Fürsten mit den Bürgern der Stadt Zerbst um den Bau des „Kiekinpott“


Ein Spiel in einem Akt für Kinder, anlässlich des „Tages des offenen Denkmals 2003“
von Helmut Hehne, Zerbst.

Ort:
Ehemaliger Logengarten unmittelbar am Kiekinpott innerhalb der Stadtmauer und auf dem Turm.
Zeit der Aufführung: Zum Tag des offenen Denkmals im September.
Historischer Hintergrund:
Linie Siegmund I.
Fürst von Anhalt: Albrecht II. † 1362 ∞ 1. Ehe mit Agnes von Rügen † vor 1336 ∞ 2. Ehe mit Beatrix von Sachsen † nach 1345

Fürst von Anhalt: Johann II. * um 1340 - † 1382 ∞ 1366 mit Elisabeth von Henneberg1351 † 1423
Nachfahre war Sigismund I. – Stifter der Zerbster Linie † 1405 ∞ mit Brigitta von Querfurt †nach 1411

Im Jahre 1394 wurde der ewige Bruderstreit um die Besitzungen vorerst durch eine Landesteilung
Albrechts beigelegt.
Fürst Albrecht III. erhielt alle Gebiete links der Elbe. Schon wieder diese Elbgrenze! Fürst Sigmund erhielt das Gebiet der Herrschaft und der Stadt Zerbst sowie Coswig, Roßlau und Lindau. Es entstand somit eine eigene fürstliche – Zerbster Linie.

Bürgermeister dieser Zeit in der Stadt Zerbst waren:

1379 Clawes Bernsdorp – Ratsmann zu Zerbst genannt.
1385 Ratsmann Hans Kremer in der Bäckerstraße erschlagen
1405 Hans von Bornum – Bürgermeister

R.Specht:
Ein Bollwerk, welches an einem gefährdeten und trutzigen Ort errichtet wurde.
Fürst und Rat der Stadt Zerbst sind in einem tüchtigen Streit.
Der Rat der Stadt wollte, auch gegenüber seiner feindlichen Haltung dem Fürsten gegenüber, für eventuelle Angriffe eine militärische Sicherung schaffen.
1396 hatten der Rat und die Bürger an den Fürsten geschrieben, dass es ihr gutes Recht wäre, dass die Stadt geschützt werde. Alle Wehranlagen, Wälle und Stadtgräben gehören grundsätzlich der Stadt Zerbst – und das ohne Einschränkungen.
Durch den Wach- und Verteidigungsturm fühlte sich der Fürst bedroht.
1397 willigte der Fürst ein, nachdem schon ein Teil stand. Der Turm dürfte nicht höher gebaut werden,
wie er jetzt stand.
Nur nach der Feldseite, also zur Käsperstraße hin , durften Wehren eingebaut werden. Die Stadt bezahlt eine Entschädigung in Höhe von 900,- Mark. Ursprünglicher Name: Turm hinter dem Hofe der Gruban. Ständig 2 Mann Wachen halten sollen.

Herr Graf Segemund (Sigesmund)
Durch den Streit und mit der Bezahlung wurde eine Urkunde ausgestellt:
Aus der Zerbster Ratschronik von 1397 (Wäschke)
„Item bi des genanten Heren tijden ward gebaut de thorm hinder der Gruban hofe. den thorm nennet
man „ Kickindekoeken“. So wi den thorm fulbuwet hadden, so ward de genannte unse gnedige herre grave Segmund mit uns unein unde huff sware dedinge med deme rade unde gemeinen borgeren an unde sprak, si hadden den thorm ome tho hoene smaheit unde siner herschap thu vordriete gebuwet,
unde sprak den rad un de borgere swerliken an unde wolde , dat de borgere den thorm scholden wedder nedder breken unde ome unde siner herschap darumbe wandel tun. Darumbe hadde de rad thi der tijd med deme genanten unsen heren lange sware dedinge, so wurden doch sodanne deidinge
van des tormes wegen bericht unde dar wart ein breff over geven, so der ludet: „Wir Segemund von Gotes gnaden furste zcu Anhallt und grave von Asschanien bekennen, das wir mit den ersamen unsem lieben ratmannen, scheppen ...usw. (nicht bekannt)

Zu der Zeit waren folgende Ritter bekannt:
Kune Rike, Wiprecht van Czerwest, Diderik van Czerwest, Ghere Dereken, Hans von Morts und Gherhard Gruban.

Anfang des Jahres 1405 verstarb Fürst Sigismund und hinterließ seine unmündigen Söhne.

Später genehmigte der neue Fürst Georg I = 10 Ratmannen in der Stadt Zerbst im Amt.

1600 wieder Streit wegen des Zaunes. Daraus entstand der so genannte „Zaunvertrag.“
2 x haben die Bürger mit einem Zaun den Turm umzäunt. Jedes Mal hatte ihn der fürstliche Amtmann umhauen lassen. Beim 3. Mal, wollten ihn die Zerbster Bürger mit Waffengewalt verteidigen. Dann erst griff der Fürst selbst ein. Etwas später wurde der Turm fürstliches Eigentum. 1362 vermietete der Fürst den Turm an den Krage aus Jütrichau. Er besaß den Garten am Kiekinpott.

(Das komplette Spiel mit den jetzt folgenden Dialogen kann auf Anfrage per E-mail zugesandt werden.)